Man stelle sich vor, die GEMA würde einmal im Jahr die Stadt Berlin zur Musikstadt ernennen. Überall würden Fahnen hängen und Installationen stehen, die mit den Farben des Events die Stadt sichtlich einnehmen. Praktisch jeder Laden, bis hin zum Museum, und jeder Club würde mitmachen. Es würde sich die internationale Elite von Musikschaffenden treffen und jeder Hersteller relevanter Technik möchte sich dort wissen. Beide Gruppen sind zum Anfassen nah und präsentieren sich und ihr drumherum direkt den Leuten, die entweder selbst im Business sind, oder einfach nur Fan.
Da das nie passieren wird, machen das die Niederländer schon seit 1996 in Amsterdam. Das dortige Gegenstück der GEMA, die BUMA veranstaltet die Konferenz und man kommt in dieser Zeit im Herbst nicht daran vorbei, sich in Amsterdam mit diesem Event auseinanderzusetzen.
Ich war 2016 das erste Mal dort und bin wirklich hoch inspiriert und auch verwundert wieder zurückgekommen, nachdem ich in Spuckweite von u. a. Todd Terry und DJ Pierre (der aus den Staaten) saß und mir von Native Instruments, Ableton und Pioneer ihre Technik hab erklären lassen. Nebenbei sah ich Acts, wie Laurent Garnier, ESKEI83, Digitalism, High Contrast und Camo & Krooked.
Was ich in den fünf Tagen dort erlebt habe, war nur ein Bruchteil dessen, was man sich innerhalb des Amsterdam Dance Events geben kann. Die Auswahl an Möglichkeiten, sich im Kontext Musik dort zu beschäftigen, ist schon fast übertrieben. Neben den Tech-Labs zum stundenlangen Ausprobieren des geläufigsten Equipments, Vorstellungen von neuen, teils kuriosen Geräten, sind die Panels wohl mit der interessanteste Part. Wobei diese Panels dann auch gemeinsames Kochen mit irgendwelchen DJs beinhalten kann.
Eine der Partys, auf die ich es mit am meisten abgesehen hatte, war die Hospitality im Paradiso. Ein Club, der seinesgleichen in Deutschland sucht. Im Vergleich zum womöglich hochverdrogtem und oft erwähnten Berghain, das eventuell nur so geil gefunden wird, weil die Tür so hart ist, ist das Paradiso zwar der absolute Kommerz, der darauf ausgerichtet ist, möglichst viele Leute in den Laden zu lassen. Diese dann aber dort auch (für mich als Deutschen ungewöhnlich) schnell mit Alkohol zu versorgen und über drei Ebenen hinweg eine prächtige Atmosphäre zu bieten. Ich war in den Tagen zweimal dort und beide Male brannte der Laden so dermaßen, ich würde dafür sogar spontan nach Amsterdam fahren, nur um einen Abend dort zu sein. Vor allem, weil das Programm dort auch stetig hervorragend ist!
Um auf das gerade erwähnte „verwundert“ zurückzukommen. Verwundert über die Möglichkeit, Musik so intensiv zu feiern. Vor allem zu sehen, dass die Branche sich feiert und das auf einem Niveau, dass nicht nur selbstherrlich und larmoyant ist (deutsch eben). Die Nähe, die dort geschaffen wird und das schon fast übertriebene „wir haben jetzt wirklich fünf richtig gute Tage“ führte mich wieder etwas zurück, zu dem, was mich früher sehr an Musik begeistert hat: dem einfach nur gut finden, ohne wirklich über Sinn oder Unsinn nachzudenken. Danke ADE!
Das Amsterdam Dance Event wird auch in diesem Jahr wieder im Oktober stattfinden. Die erste Early Bird Phase des Ticketverkaufs ist schon abgeschlossen und derzeit kommt das 5-Tage-All-In-Ticket, welches alle Konferenzen und Partys (!) beinhaltet stolze 375 Euro. Die sich aber wirklich lohnen! Allein, weil man meistens an den Schlangen vorbei in den Club gehen kann und man auch noch viele, weitere Vergünstigungen bekommt.
Empfehlungen
- Zentrale Unterkunft, Le Coin
- Anständiger Burger, Burger Bar
- Paradiso
- Mit ADE Ticket u. a. vergünstigter Eintritt zu Beurs van Berlage
- Noch besserer Burger,
Café Wheels(inzwischen geschlossen) - Geiles Süßzeug, Eichholtz
- Bestes Hangover Frühstück: Cafè de Jaren
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